Oberrheinisches Bädermuseum
Oberrheinisches Bädermuseum
Das Oberrheinische Bädermuseum ist das einzige Museum im süddeutschen Sprachraum, in dem systematisch die Kulturgeschichte des Heilbadens in der Region von den Römern bis heute aufgezeigt wird. Und es ist das erste Museum, das unabhängig von den heutigen Staatsgrenzen die Gebiete rund um den südlichen Oberrhein zwischen Schwarzwald, Vogesen und Schweizer Jura in die Ausstellung einbezieht. Da ein Gebiet der Region dem französischen Sprachraum angehört, sind die Beschriftungstafeln und der Katalog zweisprachig verfasst. In fünf wissenschaftlich erarbeiteten Abteilungen wird die Kulturgeschichte des Heilbadens mit den medizinischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte veranschaulicht.
Ein Modell der römischen Thermen von Badenweiler ermöglicht einen Einblick in die hochentwickelte Badekultur der Römer. Die 1784 entdeckte Anlage gilt heute als bedeutendste römische Thermenruine im süddeutschen Raum. Das nach neuesten Forschungsergebnissen angefertigte Modell mit seinen beiden großen Wasserbecken mit Einstiegsstufen und umlaufenden Sitzbänken, Nischen und Auskleideraum und diversen Graphiken und Exponaten führen das römische Badeleben anschaulich vor.
Zwei nachgebaute Holzzuber versetzen die Besucher in die mittelalterliche Welt der Badstuben, die seit dem 12. Jahrhundert in vielen Städten und Dörfern der Region ihre Pforten öffneten. In Straßburg gab es im 14. Jahrhundert mindestens siebzehn, in Basel sechzehn und in Freiburg acht Badstuben.
Die Badstuben waren Orte, die der Körper- und Gesundheitspflege, der Entspannung, der Unterhaltung und dem geselligen Beisammensein dienten. Der Bader sorgte mit seinem Badegesinde für das Wohlergehen der Gäste; sie bereiteten Schwitz-, Dampf- und Kräuterbäder vor, striegelten die Haut, massierten und verwöhnten - je nach Wunsch - den Badbesucher. Der Bader versorgte Wunden, behandelte diverse Krankheiten, setzte Schröpfköpfe an und ließ zur Ader, um den Patienten das ihn krankmachende Blut, "den schlechten Saft", zu entziehen. Schröpfen und Aderlass dienten sowohl der Gesundheitsvorsorge als auch der Behandlung zahlreicher Krankheiten. Da jedoch sämtliche Tätigkeiten auf engstem Raum in den Badstuben und unter schlechten hygienischen Verhältnissen stattfanden, wurden dort jedoch oftmals auch Krankheiten und Seuchen übertragen und viele Badstuben wurden auch aus diesen Gründen am Ende des Mittelalters wieder geschlossen.
Im 16. Jahrhundert entdeckte der Mensch erneut die Bedeutung und Wirkung der natürlichen Heilquellen. Pictorius, der leitende Arzt der vorderösterreichischen Regierung beschrieb 1560 in seinem Badefahrtbüchlein die Heilbäder der Region. Bilder und Graphiken jener Zeit vermitteln dem Museumsbesucher Eindrücke von dem damals als heilsam angesehenen stundenlangem Sitzen im Heilwasser, vom Essen, Trinken, Musizieren und sonstigen Freuden im Bad für "beyderley Geschlecht". An die Bedeutung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens in den Kurorten des 19. Jahrhunderts erinnern im Museum wertvolle Badegläser, Ansichtskarten, Hotelprospekte, Gästelisten und Badevorschriften jener Zeit. Gezeigt werden auch alte Graphiken der Badeorte, in denen damals Geselligkeit, Amüsement und Abwechslung vom häuslichen Alltag geboten wurde.
Im Mittelpunkt des Oberrheinischen Bädermuseums steht der restaurierte Bottich, in den im November 1956 das erste Bellinger Thermalwasser floss und mit dem die Entwicklung vom "Winzerdorf zum Heilbad" begann. Alte Fotografien, Ansichtskarten, Zeitungsausschnitte und Dokumente zeigen die wichtigsten Etappen der jungen Bellinger Badegeschichte zum Heil- und Badeort Bad Bellingen.
Das um 1600 gebaute Staffelgiebelhaus beherbergt auf seinen fast 400 qm auch das Heimatmuseum Bad Bellingen. In sechs Abteilungen werden Aspekte der vier Orte vorgestellt, die seit 1975 die Gesamtgemeinde Bad Bellingen bilden. Die Entwicklung der Dörfer - Bamlach, Bellingen, Hertingen und Rheinweiler - verlief teilweise ähnlich, teilweise sehr unterschiedlich. Das wird besonders im Kirchenraum deutlich, in dem ein Grenzstein die Konfessionsgrenze markiert, die zwischen den drei katholischen Dörfern und der evangelischen Gemeinde Hertingen verlief. In dem Raum "Krieg und Not" wird an die vielen Kriege und Zerstörungen erinnert, unter denen die Dörfer am Rhein, an der Grenze zu Frankreich seit Jahrhunderten zu leiden hatten.
Die Ortsgeschichte wurde auch durch die Familien von Andlaw und von Rotberg mitgeprägt, die seit dem 15. Jahrhundert in den vier Dörfern unterschiedliche Rechte auf Zeit und Dauer innehatten. Auf die ehemals große Bedeutung der hiesigen Rheinfischerei weisen große Netze, Reusen, Fanghaken und eine Lachsfalle hin. Viele Jahrhunderte bot die Fischerei eine wichtige Existenzgrundlage, aber die großen Baumaßnahmen im 19. und 20. Jahrhundert (Rheinregulierung, Rheinseitenkanal) führten zu einer Versteppung der Rheinebene, veränderten die Landschaft und zerstörten wichtigen Lebensraum einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt. Heute gibt es in der Gemeinde Bad Bellingen keinen Berufsfischer mehr.
Im alten Kellergewölbe des Museums ist die älteste bekannte Rebordnung Deutschlands nachzulesen. Sie wurde um 1150 vom Benediktinerkloster Muri erlassen und regelte die Bewirtschaftung der klösterlichen Reben in "bellikon". Eine besondere Attraktion ist die Schmiede Berger aus Hertingen, die mit ihren mehr als 500 Einzelteilen im Museum originalgetreu und funktionsfähig wieder aufgebaut wurde. Wenn dort an manchen Tagen durch einen Hufschmied die Esse angeheizt wird und den bereitstehenden Pferden neue Eisen aufgebrannt und angenagelt werden, kann der Besucher Geschichte zum Anfassen - ein lebendiges Museum - erleben.
Öffnungszeiten: bitte bei den Gastgebern erfragen
Start | Unterkünfte | Gastronomie | Bamlach | Freizeit | Bädermuseum | Markgräflerland | Anreise